Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR zur Kreisvorsitzendenkonferenz der FDP Es gärt ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN

Lieber würde die FDP-Spitze an der eigenen
Profilierung feilen, als den Stolperstart in die schwarz-gelbe
Regierung weiter aufzuarbeiten. Doch die Kreisvorsitzendenkonferenz
in Berlin zeigt, dass es im Fußvolk immer noch gärt. Die Enttäuschung
über das erste Jahr schwarz-gelber Regierung sitzt zu tief, um
einfach zur Tagesordnung überzugehen. Der Unmut richtet sich
hauptsächlich gegen Parteichef Guido Westerwelle. Zum Teil muss der
Oberliberale nun ausbaden, was er selbst angerichtet hat. Denn der
Frust ist auch ein Echo auf Westerwelles Hang zur Übertreibung. Wer
in der Opposition und im Wahlkampf das Blaue vom Himmel verspricht
und die eigene Stärke maßlos übertreibt, der darf sich nicht wundern,
dass die Anhänger das Kleine-Brötchen-Backen verlernt haben. Um in
den eigenen Reihen wieder Land zu gewinnen, wird Westerwelle gar
nichts anderes übrig bleiben, als stärker mit eigenen Positionen
aufzutrumpfen. Ob es etwa um schärfere Sanktionen gegen Defizitsünder
in der EU geht oder die Steuerpolitik – die FDP wird den Konflikt
nicht scheuen und für die Kanzlerin ein unangenehmerer Partner
werden. Nimmt man die Dauerattacken des CSU-Chefs hinzu, verheißt das
für die Stabilität der schwarz-gelben Regierung nichts Gutes.

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