Wenn am 12. August die Olympia-Sieger und die
Medaillengewinner in London Abschied feiern, werden hoffentlich noch
einmal wunderbare Bilder vor unseren Augen auftauchen. Bilder von der
Eröffnung, bei der die Organisatoren die Spannung bis zur Entzündung
des Olympischen Feuers auf neue Spitzen trieben. Bilder von
sensationellen sportlichen Leistungen, Rekorden, spannenden Finals,
märchenhaften Erfolgen und Tränen der Niederlage – wir werden
fiebernd live vor TV-Geräten sitzen und alle Details in den Zeitungen
nachlesen. Schließlich werden – leider – auch Dopingskandale uns
erschüttern. Bilder des Terrors bleiben uns hoffentlich erspart. Noch
immer fasziniert dieser olympische Traum. Als vor nun schon 116
Jahren die ersten Spiele der Neuzeit in Athen stattfanden, waren die
Welt und der Wettkampf noch friedlich. Nennenswerte Kriege, die die
Welt völlig erschütterten, gab es – noch – nicht. Nicht mal Ehrgeiz
trieb die Athleten zu höchsten Leistungen. Dabei sein war alles.
Mancher Edelmann fuhr einfach mal hin, um zu laufen, zu springen. Man
schaute, was ohne Training möglich ist. Es waren edle Spiele,
zunächst nur der Edelmänner. Frauen kamen erst 1900 dazu. Zum
Katalysator des Aufstiegs mutierte der Sport erst später. Und mit den
Aufstiegschancen der Athleten stieg der Ehrgeiz – der der Athleten,
und der nationale. Auch im Sport erwuchs die Konkurrenz der Staaten,
aus deren Ehrgeiz entwickelten sich der Madaillenspiegel, die
Kaderschmieden der nationalen Sportverbände, schließlich das Doping.
Schon lange ist dabei sein nicht mehr alles. Und nun schickt sich
ausgerechnet die konservative britische Regierung an, auch noch das
letzte Tabu zu brechen. Zum ersten Mal versucht ein Land seine
wirtschaftliche und finanzielle Misere im Schatten der Spiele zu
mildern. Parallel zu den Wettkämpfen lädt sie Tag für Tag
internationales Management zur Roadshow für Investitionen ein. Was
für ein Verrat am Ideal der Idee. Fast so groß wie der, den wir
fassungslos erleben müssen, wenn die Waffen in Syrien oder
Afghanistan nicht schweigen, um Olympia friedlichen Raum zu geben.
Und fast so groß wie die Furcht vor Gewalt, gegen die Hundertschaften
von Polizei und Militär in Alarmbereitschaft versetzt worden sind.
Dabei dürfen wir gerade in London auf die neue
Nachhaltigkeitsstrategie des Olympischen Komitees hoffen. Die
Mischung aus bestehenden und neuen Anlagen, die nach den Spielen
neuer Nutzung zugeführt werden, gelten als vorbildlich. Folgekosten
wurden gering gehalten, auch um nicht ein ähnliches finanzielles
Desaster anzurichten wie in Athen 2004. Es sind die dritten Spiele
von London. Keine andere Stadt durfte so oft Gastgeber des
Olympischen Geistes sein. Die Stadt wird sich als würdig erweisen.
Man kann nur hoffen, dass das von den Sportlern, den Funktionären und
der gastgebenden Regierung auch gesagt werden kann. Für heute aber
gilt zunächst und vor allem friedliche Zuversicht: Mögen die Spiele
gelingen!
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