Neue Westfälische (Bielefeld): Niederlage der Republikaner bei den Senatswahlen in Alabama Trump hat sich ins Knie geschossen Dirk Hautkapp, Washington

Eine eigentlich routinemäßige Ein-Personen-Wahl
in Amerika erschüttert das Land und für Donald Trump und seine
Büchsenspanner um Steve Bannon jede Menge Gewissheiten. Dass der
programmierte Sieg eines absoluten Hardliners in einem konservativen
Bundesstaat ausblieb, wenn auch knapp, muss der Präsident als
Menetekel auffassen. Alabama ist künftig überall, wenn die
Republikaner noch einmal einen aus der Zeit gefallenen Dinosaurier
auf die nationale Bühne schieben wollen. Der Skandal war nie, dass
Roy Moore die Sklaverei vermisst und das Frauenwahlrecht für einen
Fehlgriff hält. Dass er Homosexualität bestrafen, Muslime aus den
Parlamenten verbannen und die Bibel an die Stelle der Verfassung
setzen will. In Alabama wie andernorts sind kompromisslos
religionsgetriebene Weltanschauungen über mehr als zwei Jahrhunderte
tief in der DNA weiter Teile der Bevölkerung verankert. Der Skandal
war, dass sich der Präsident der Vereinigten Staaten mit einem
bekennenden Rassisten, zweimal als Richter entlassenen und von
heftigen Sexskandal-Vorwürfen verfolgten Zeitgenossen wie Moore
politisch überhaupt ins Bett legt. Donald Trump wird für diesen
Beistandspakt teuer bezahlen. In Alabama gewinnen Republikaner
normalerweise im Schlaf. Man muss nur einen roten Besenstiel als
Kandidat aufstellen. Dass nach 25 Jahren ein Demokrat das Rennen
macht, ist ein Kulturschock mit hoher Symbolkraft und noch
unabsehbaren Folgen. Die Mehrheit der Republikaner im Senat ist auf
eine Stimme geschrumpft. Abstimmungen über Trumps Agenda werden ab
Januar zu Himmelfahrtskommandos. Zehn Monate vor den Zwischenwahlen
im Kongress, wo die Macht-Statik in Washington neu vermessen wird,
hat sich Donald Trump im operativen Geschäft selbst ins Knie
geschossen. Mit der törichten Wahlkampfhilfe für einen unchristlichen
Taliban hat er zudem die rudimentären Reste seiner moralischen
Glaubwürdigkeit verzockt. Und gleichzeitig jenen immer lauter
werdenden Kräften bei den Republikanern reichlich Munition gegeben,
die immer schon wussten, dass man mit größenwahnsinnigen Extremisten
im Parlament auf Dauer keinen Staat machen kann. Trotz Trumps
berüchtigter Geschmeidigkeit in ideologischen Fragen verheißt die
absehbare Frontstellung nichts Gutes. Die Partei, die in den USA die
Regierung stellt, bekommt es ab sofort mit einer internen Guerilla zu
tun, die Blut sehen will. So schnell gibt ein Bannon nicht auf.

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