Neue Westfälische (Bielefeld): Rösler kontra Westerwelle Einer sagt Danke ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN

Eigentlich ist der Wirtschaftsminister gar nicht
zuständig. Im Prinzip wäre es die Aufgabe von Außenminister Guido
Westerwelle gewesen, den Nato-Verbündeten für den militärischen
Einsatz in Libyen zu danken und die eigenen Fehler einzugestehen.
Doch Westerwelle ist dazu nicht in der Lage, weil er auch nach seiner
Entmachtung als FDP-Parteichef nicht aus seiner Haut kann.
Rechthaberei bleibt eine wesentliche Eigenschaft des einstigen
Oberliberalen. Der Außenminister tut deshalb so, als ob der libysche
Tyrann Gaddafi durch Sanktionen zum Aufgeben gezwungen worden ist.
Das ist eine groteske Verkennung der Wirklichkeit und ein grober
Affront gegenüber den westlichen Partnern. Rösler ist nicht der
einzige in der Bundesregierung, dem Westerwelles falscher
Zungenschlag übel aufgestoßen ist. Auch Bundesverteidigungsminister
Thomas de Maizière hat schon den Anstand besessen, Irrtümer in Bezug
auf Libyen zuzugeben. Aber Rösler geht noch einen Schritt weiter,
indem er an die Adresse von Frankreich, Großbritannien, den USA und
den anderen ausdrückt, was dringend gesagt werden musste: Danke.
Allerdings kann diese noble Geste nicht darüber hinwegtäuschen, dass
Rösler die Chance gehabt hätte, Westerwelle als Außenminister zu
stürzen. Davor hat der neue FDP-Chef leider zurückgeschreckt. Dabei
zeigt auch diese Episode, dass Westerwelle das Format zum
Außenminister fehlt. Sein Rücktritt wäre überfällig.

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