Ein Buch ist zur Staatsaffäre geworden. Die
Bundesbank will sie jetzt beenden und bittet Bundespräsident
Christian Wulff, den Buchautor aus seinem Amt zu entlassen. Thilo
Sarrazin wird abgesägt – als erster Vorstand in der Geschichte der
Notenbank. Mit seiner Argumentation gegen Ausländer und Ausführungen
über ein angebliches Juden-Gen hat der Polit-Provokateur den Bogen
überspannt. Sarrazin geht in den Ruhestand, doch die Unruhe bleibt.
Und beides ist auch gut so. Die überaus breite Zustimmung der
deutschen Bevölkerung zu vielen Teilen der sarrazinschen Thesen hat
gezeigt, dass die Bürger Gesprächsbedarf emfinden über den Zustand in
der Republik. Das sind bei weitem keine Rassisten, sondern treue
Wähler der im Bundestag vertretenen Parteien; von rechts bis ganz
links. Diese teilweise tiefe Kluft zwischen Volk und Volksvertretern
hat die heftige Debatte um Sarrazin aufgezeigt. Das war bitter, aber
auch bitter notwendig. Wer jetzt meint, mit dem Rauswurf sei das
Thema erledigt, irrt und handelt sträflich. Richtig gehandelt hat die
Bundesbank. Sie hat zugewartet und zugehört. Am Ende blieb dem
weltweit angesehenen Institut keine andere Wahl, als Schaden
abzuwenden von der Bank. Denn als einer ihrer Repräsentanten ist
Sarrazin unerträglich, weil schädlich. Jetzt gilt es eine objektive
Zwischenbilanz der Integration in Deutschland zu ziehen und dann den
Blick nach vorne zu richten. Zu dieser Bilanz gehören viele positive
Erfahrungen, die Sarrazin bei seiner Schwarzmalerei verschwiegen hat.
Sie hat Menschen verletzt, die sich engagieren. Etwa den Verein
Mentor in Hannover, wo 1.500 Bürger erfolgreich Nachhilfe geben. Oder
die TART-Stipendiaten in Gütersloh und Bielefeld. Fleißige und
engagierte Migranten, die ein Juwel sind für diese Gesellschaft.
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