Wer sich durch die vollgestopften Lehrpläne des
Bachelors boxen muss, dem bleibt keine Zeit mehr für soziales
Engagement. Ellenbogen statt Ehrenamt lautet stattdessen die Devise –
übel nehmen dürfte dies den Schülern und Studenten allerdings kaum
jemand. Der Druck ist groß. Es reicht heute nicht mehr aus, nur gute
Noten zu haben. Auslandsaufenthalte und Praktika werden gefordert.
Genau wie soziales Engagement. Der Wille der Jugendlichen ist da, es
fehlt aber die Zeit, heißt es in einer neuen Studie der Bertelsmann
Stiftung. Mehr als ein Drittel der Jugendlichen übernimmt
Verantwortung in Vereinen und Verbänden, steht auf dem Sportplatz an
der Seitenlinie oder im Feriencamp am Herd. Hinten an stehen
allerdings Schüler mit Migrationshintergrund. Und nicht anders sieht
es bei den Jugendlichen aus, die eine Haupt- oder Realschule
besuchen. Zwischen 1999 und 2009 ist der Anteil der engagierten
Hauptschüler um 16 Prozent gesunken, der der Realschüler um sieben,
heißt es. Ihre Chancen auf dem Berufsmarkt sind schlecht – von der
Gesellschaft fühlen sie sich im Stich gelassen. Warum sollten sie
sich einbringen und aufreiben, wird sich so manch einer fragen. Doch
so geht die Schere von jugendlichen Lebenswelten weiter auseinander –
und der gesellschaftliche Zusammenhalt irgendwann den Bach hinunter.
Schuld an der Misere sind nicht die Schüler und Studenten. Die
Anforderungen an sie sind hoch. Ihnen fehlt die Luft zum Atmen. Die
Erwartungen an die Jugendlichen müssen heruntergeschraubt, das Tempo
an Schulen und Unis gedämpft werden. Gefragt sind die
Bildungsreformer. Jetzt muss allen, die das Abitur nach zwölf Jahren
befürwortet haben, klar sein, dass damit ehrenamtliches Engagement
und damit Sozialkompetenz auf der Strecke bleiben. Wer schnelle
Bildung will, zahlt mit mangelnder Reife. Der Kinder.
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