Der jüngste Report des Bundesamtes für
Güterverkehr ist an Nüchternheit kaum zu übertreffen, seine Lektüre
kann beim Leser eine Staublunge auslösen. Das ist seine Stärke. Denn
hier wird nicht blind auf eine Branche und ihre schwächsten
Vertreter, die Lkw-Fahrer, eingeschlagen. Hier wird die gnadenlose
Logik des Wettbewerbs geradezu seziert: Der deutsche
Güterkraftverkehrsmarkt ist zersplittert und geprägt von einer
Vielzahl kleiner Unternehmen mit einem nahezu identischen
Leistungsangebot. Für die Auftraggeber heißt das: Die Spediteure sind
beliebig austauschbar, ihre Marktmacht ist gering. Sie konkurrieren
einzig über den Preis und sind daher gezwungen, die Kosten so gering
wie möglich zu halten. Verschärft wird der Wettbewerb durch
Unternehmen aus den jungen EU-Mitgliedsstaaten in Osteuropa. Am Markt
behaupten können sich vor diesem Hintergrund nur Unternehmen, die
ihre Fahrzeuge möglichst effektiv einsetzen. Die rollen aber nicht
von alleine von A nach B, sondern werden von Menschen geführt. Sie
sind es, die die knapp kalkulierten Be- und Entladezeiten bzw.
Liefertermine pünktlich einhalten müssen. Ihr Arbeitsumfeld ist
folgerichtig gekennzeichnet von Termindruck. Wen wundert es, dass die
Fahrer die vorgeschriebenen Pausen nicht einhalten, wenn der
Disponent am Handy – hoffentlich mit Freisprechanlage – den wilden
Mann markiert? Zwölf Prozent der Kraftfahrer haben keine
abgeschlossene Berufsausbildung, ihre Alternativen sind äußerst
begrenzt. Der Fahrer ist das letzte Glied in der Kette. Man kann an
sein Verantwortungsgefühl appellieren, muss aber auch Verständnis für
seine Zwangslage haben. Dabei gäbe es eine ebenso einfache wie
garantiert wirksame Lösung: So wie bei Parkverstößen der
Fahrzeughalter müssten Disponent oder Geschäftsführer für Verstöße
ihrer Fahrer haften. Wetten, dass?!
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