Neue Westfälische (Bielefeld): US-Präsident spricht über die Energiewende Chance vertan JOACHIM ROGGE

Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko ist in der
Tat die bislang nachdrücklichste Aufforderung, auf saubere Energie
umzuschwenken. Amerika, dessen Lebensstil bislang auf der
rücksichtslosen Verschwendung  fossiler Energieträger beruht, muss
sich vom Kinderglauben  an den angeblich endlosen Strom billigen Öls
lösen. Doch wie Barack Obama diesen radikalen Schwenk hin zu einer
grünen Energiewende gestalten will, blieb bei seiner Ansprache offen.
Als Kandidat im Präsidentschaftswahlkampf hatte Obama derlei
Einsichten noch mit weit mehr Feuer und Leidenschaft vertreten als
nun im Kostüm des Präsidenten. Vage, wenig inspiriert – vor allem
auch die eigenen Reihen reagierten enttäuscht über diese verpasste
Chance,  Amerika mit allem Nachdruck in eine neue Richtung zu
schieben. Mag sein, dass Obama die rezessionsgebeutelte Nation im
Moment der schlimmsten Umweltkatastrophe in der US-Geschichte nicht
auch noch mit der Vision einer Energie- und Klimawende überfordern
wollte, die tief verankerte Gewohnheiten der US-Bürger in Frage
stellt. Doch wann, wenn nicht jetzt, wäre der Zeitpunkt jemals besser
gewesen, dem Land vor Augen zu führen, wie hoch der Preis für
Amerikas Energiehunger tatsächlich ist? Aber der Präsident beließ es
bei der Wiederholung von Allgemeinplätzen. Als Befreiungsschlag hatte
Obama, dessen Krisenmanagement der letzten Wochen viele Amerikaner
tief frustriert, seine Rede angelegt. Nach seinem 18-minütigen
Auftritt lässt sich aber beim besten Willen nicht sagen, dass der
Versuch gelungen ist, präsidiale Entschlossenheit und Tatkraft
auszustrahlen. Obama, der im Ringen mit BP in den letzten Tagen
wieder an Statur zu gewinnen schien, hat mit dieser lauen Rede
tatsächlich eine große Gelegenheit vertan, dem Land neue Türen
aufzustoßen.      

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