Neue Westfälische (Bielefeld): Verurteilung des päpstlichen Kammerdieners Viele Fragen offen JULIUS MÜLLER-MEININGEN, ROM

Nach der Verurteilung des früheren päpstlichen
Kammerdieners Paolo Gabriele (46) durch das vatikanische Gericht
wegen schweren Diebstahls im Zuge der „Vatileaks“-Affäre herrschen im
Apostolischen Palast weiterhin große Sorgen. Befürchtet wird, dass
der berühmteste Exbutler der Welt nun mit seinem Wissen und
Halbwissen hausieren geht und weiter die Öffentlichkeit sucht, etwa
in Fernseh-Talkshows oder mit einer Buchveröffentlichung. Um das zu
verhindern, behält sich der Vatikan einen weiteren Prozess gegen
Paolo Gabriele wegen Geheimnisverrats vor. Auch die Ermittlungen der
von Benedikt eingesetzten Kardinalskommission sind noch nicht
abgeschlossen. Die Hoffnung vieler Kurialer, dass „Vatileaks“ mit dem
Prozess beendet sei, wird sich nicht erfüllen. Zu viele Fragen, etwa
nach Anstiftern Gabrieles, bleiben offen. Es ist nicht vorstellbar,
dass der Kammerdiener ganz allein gehandelt hat. Die Kurienspatzen
pfeifen den Unmut über die Verhältnisse im Apostolischen Palast seit
Jahren von den römischen Dächern. Ein in Machtfragen schwacher Papst
werde schlecht beraten, lautet der häufigste Vorwurf. Einen
deutlichen Hinweis hat das Verfahren in dieser Hinsicht gegeben.
Nicht nur das Bild eines treulosen und von Verschwörungstheorien
fehlgeleiteten Kammerdieners bleibt haften,sondern auch der Eindruck
eines Papstes, der sich auf seine engsten Mitarbeiter nicht verlassen
kann. So hatte es Gabriele im Prozess behauptet. Diese Aussage deckt
sich mit den vielen internen Klagen über die Führungsriege um
Benedikt. Der Vorwurf richtet sich gegen den Privatsekretär des
Papstes, Georg Gänswein, und den Kardinalstaatssekretär Tarcisio
Bertone. Sie sind die intern umstrittenen Figuren der Kurie, ihre
Macht sollte mit der Veröffentlichung geheimer Dokumente beschädigt
werden.

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