Die Koalitionsfraktionen im Bundestag haben sich
gegen die Bundesregierung durchgesetzt: In einer Resolution zum 
100-jährigen Jahrestag der Ermordung von Armeniern im osmanischen 
Reich wird der Begriff „Völkermord“ auftauchen. Dagegen hatte sich 
vor allem das Auswärtige Amt mit aller Macht gewehrt. Darf man der 
Türkei den Begriff Völkermord zumuten? Natürlich darf man das. Papst 
Franziskus hat das mit begrüßenswerter Klarheit getan. Dass der 
türkische Staatspräsident den Papst daraufhin beschimpfte, hat das 
Oberhaupt der katholischen Kirche ausgehalten. Auch die deutsche 
Politik wird es aushalten, wenn Erdogan das Benennen der Wahrheit als
antitürkischen Akt interpretieren wird, was es natürlich nicht ist. 
Gerade Deutschland hat allen Grund, sich an die historischen 
Realitäten zu halten, denn Deutschland war im Ersten Weltkrieg der 
wichtigste Bündnispartner des Osmanischen Reichs. Damals wusste man 
in Berlin von der Vernichtung der Armenier und hat sie 
stillschweigend geduldet. Die Türkei bleibt weiterhin ein wichtiger 
NATO-Partner. Aber in der NATO sind auch Frankreich und die USA, und 
die nennen die Ermordung von mehr als einer Million Armeniern auch 
Völkermord. Ebenso wie das EU-Parlament. Dass es hierzulande zu so 
einem Eiertanz kam, ist keine Großtat der deutschen Außenpolitik. 
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