Wenn Donald Trump mit Twitter-Nachrichten Welt-
und Wirtschaftspolitik macht, geht das vielen Managern auf die
Nerven. Sie haben keine Lust zu springen, nur weil der künftige
US-Präsident den Bau neuer Fabriken in den USA verlangt. Nicht nur
viele Bürger, auch die Firmen und Investoren müssen erst einen Umgang
mit dem neuen Mann im Weißen Haus finden. Beim Weltgipfel der
Wirtschafts- und Politikelite in Davos dürfte das ein zentrales Thema
sein. Und es wird um Ursachenforschung gehen. Wie konnte es soweit
kommen, dass in Großbritannien, den USA und anderen entwickelten
Staaten große Gruppen der Bevölkerung der Marktwirtschaft und
Demokratie mittlerweile misstrauen? Die einen sagen, es gehe um
Identität. Einwanderung, Ansprüche von Minderheiten und die Auflösung
traditioneller Rollenverhältnisse führe zu einem Gefühl von
Heimatlosigkeit, von dem Rechte profitieren. Andere betonen die
sozialen Ursachen. In dieser Sichtweise war die Globalisierung der
vergangenen 30 Jahre zu wenig ausbalanciert. Die Interessen der
einheimischen Bevölkerung spielten kaum eine Rolle, wenn Unternehmen
ihre Produktion in Entwicklungs- und Schwellenländer verlagerten. Die
Profiteure seien nicht bereit gewesen, einen ausreichend großen
Anteil ihrer Gewinne für gemeinschaftliche Aufgaben wie soziale
Sicherung, Bildung und Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Selbst
Klaus Schwab, der Chef des Weltwirtschaftsforums, sieht das teilweise
so. Nun soll man von Davos nicht zu viel erwarten. Der Kongress hat
kein Mandat und keine Exekutivgewalt. Hin und wieder gehen zwar
Initiativen von Davos aus, die eine längerfristige Wirkung entfalten.
Aber eine gemeinsame Anstrengung für eine sozialere Globalisierung,
gerechtere Verteilung von Einkommen und Vermögen? Abwarten. Gut wäre
es. Nicht mangeln wird es an Aufrufen zur internationalen
Kooperation, um der gefährlichen Tendenz zur nationalen Abschottung
entgegenzuwirken. Wenn solche Appelle Präsidenten wie Trump, Wladimir
Putin, Tayyip Erdogan in der Türkei oder den Chinesen Xi Jinping
nachdenklich machten, wäre schon viel gewonnen.
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