Neues Deutschland: Afrikanische Vorbilder

Es ist erst zwei Tage her, dass sich
Großbritanniens Premierminister Cameron und USA-Präsident Obama in
London darauf verständigten, »den Druck auf das Gaddafi-Regime in
Libyen zu erhöhen«. Immer unverhohlener wird ausgesprochen, dass der
Krieg – im Widerspruch zum erteilten UN-Mandat – bis zum Sturz von
Revolutionsführer Gaddafi durchgezogen werden soll. Schutz von
Zivilisten vor Gaddafis Truppen – das ist die moralische Monstranz
der Kriegsarmada. Dem Organisator des Krieges, Frankreichs Präsident
Sarkozy, war es darum wohl am wenigsten gegangen.

Ideen für eine friedliche Lösung des Konflikts kommen den
NATO-Strategen da ungelegen. Dennoch gibt es wieder eine Initiative.
Hatten sich die Emissäre der ersten AU-Vermittlungsmission vor Wochen
noch von der Dialogverweigerung seitens der NATO wie der Rebellen
düpieren lassen, sind sie diesmal vielleicht besser auf die
Konstellationen eingestellt.

Auch Südafrikas Präsident Zuma hat sich in Tripolis angesagt. Ganz
gleich, ob er und andere AU-Abgesandte nun Gaddafi den Rücken stärken
oder sich als Brückenbauer für einen für Gaddafi ehrenhaften und das
Land friedvollen Abgang betätigen – die ansonsten unablässig von
Europa in Demokratie geschulmeisterten Afrikaner haben dem Alten
Kontinent bereits jetzt eine Lehre in Friedenspolitik erteilt, die
ihm peinlich sein müsste.

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