neues deutschland: Autor Günther Wessel: IS zerstört nicht nur Kulturerbe, er verdient auch am illegalen Handel mit Antiken

Mit der Zerstörung antiken Kulturerbes, wie zuletzt
des Baal-Schamin-Tempels in Palmyra, schockiert der Islamische Staat
die Welt. Der IS zertrümmert aus vorgeblich religiösen Gründen aber
nicht nur unwiederbringliche Artefakte, er nutzt den illegalen Handel
mit ihnen auch, um sich zu finanzieren. Im Gespräch mit der in Berlin
erscheinenden Tageszeitung „neues deutschland“ (Donnerstagausgabe)
verweist Buchautor Günther Wessel („Das schmutzige Geschäft mit der
Antike“, Verlag Ch. Links) auf diese Bigotterie: Einerseits hätten
die IS-Milizen einen Krieg gegen die „westliche Kultur“ ausgerufen,
andererseits wollten sie aus dieser Profit schlagen. Wessel zufolge
haben sich am illegalen Handel mit antiken Kunstgegenständen seit
Beginn des syrischen Bürgerkriegs zwar alle Parteien beteiligt,
„inzwischen aber ermuntert der IS die Menschen zu graben, erhebt
Steuern auf Grabungsfunde und verkauft diese zum Teil auch selbst
über klandestine Kanäle ins Ausland“. Am meisten Geld verdienen laut
Wessel an diesem schmutzigen Geschäft jedoch die Händler im Westen.
Ein Kern des Problems liege im Kunstmarkt selbst, dessen Akteure
Kunstgegenstände zum Teil als „reines Investment“ betrachten.
Gefälschte Herkunftsnachweise würden dabei in Kauf genommen. Wessel:
„Man sollte mit dem Erbe der Menschheit aber nicht so umgehen wie mit
einem x-beliebigen Konsumgegenstand.“

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