Ghettos und Schwarzarbeit sind für die meisten
Migranten in der italienischen Landwirtschaft Alltag – und das nach
wie vor. „Es gibt eine weit verbreitete Kultur der Illegalität“, sagt
der Immigrationsbeauftragte des wichtigsten italienischen
Agrargewerkschaftsbundes FLAI-CGIL, Yvan Sagnet, im Interview mit der
in Berlin erscheinenden Tageszeitung „neues deutschland“
(Donnerstagausgabe). Seit einem viel beachteten Streik der
Landarbeiter im Jahr 2011 sei zwar die Gesetzeslage verbessert
worden, die Realität sei für die Beschäftigten aber dieselbe
geblieben. „Der Grund dafür ist, dass die Gesetze nicht umgesetzt
werden. Nach den jüngsten Daten für das Jahr 2014 wurde bei jedem
zweiten von 2828 kontrollierten landwirtschaftlichen Betrieben
irgendeine Form der Illegalität nachgewiesen“, so Sagnet. Die damit
verbundenen kriminellen Arbeitsbedingungen seien auch der Grund
dafür, dass erst im Juli erneut drei Erntearbeiter in Apulien
starben.
Sagnet fordert ein Umdenken aller Verantwortlichen, aber auch eine
stärkere Einbeziehung der Konsumenten: „Ich denke, eine Alternative
wäre der Boykott jener Supermärkte, die Produkte verkaufen, die aus
sklavenmäßigen Arbeitsverhältnissen stammen. Hier spielt der
Konsument eine wichtige Rolle. Aber auch die öffentlichen
Institutionen müssen sich einbringen, indem sie für die
ausbeuterischen Unternehmen die Fördermittel streichen.“
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