Der renommierte Historiker Wolfgang Wippermann hat
die Debatte um Flüchtlinge aus Balkanstaaten und um sichere
Herkunftsstaaten als „Desinformationskampagne“ zurückgewiesen. Bei
den Flüchtlingen handele es sich zum großen Teil um Roma, die vor
rassistischer Verfolgung in ihren Heimatländern fliehen, erklärte
Wippermann im Interview mit der Tageszeitung „neues deutschland“
(Mittwochausgabe). Der Berliner Antiziganismus-Experte wirft Politik
und Medien Versagen beim Schutz dieser Minderheit vor. Roma würden in
ihren Herkunftsländern vom Arbeitsmarkt verdrängt, ihre Kinder in
Sonderschulen geschickt. „Wenn jemand das Recht auf Asyl hat, dann
zweifellos die Roma“, so Wippermann gegenüber „nd“. Vor diesem
Hintergrund kritisiert er die niedrigen Anerkennungsquoten von
Flüchtlingen aus dem Balkanraum. „Das zeugt davon, dass das im
Artikel 16 des Grundgesetzes fest gelegte Asylrecht systematisch
eingeschränkt und verletzt wird. Ein klarer Verfassungsbruch.“
Wippermann macht Jahrhunderte alte Vorurteile gegenüber den Roma
für das Versagen verantwortlich: „Über kein Volk wissen wir so wenig
und zugleich so viel Negatives wie über die Roma.“ Antiziganismus
müsse genauso intensiv bekämpft werden wie Antisemitismus.
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