neues deutschland: Kommentar zu Athens Rückkehr an die Finanzmärkte: Die Ernte fahren andere ein

Ein bisschen Normalität nach den schier nicht enden
wollenden Krisenjahren ist inzwischen eingekehrt in Griechenland. Die
Wirtschaft wächst, die Arbeitslosigkeit sinkt, und der Staat kann
sich auch wieder an den Finanzmärkten mit Geld eindecken. Darüber
werden sich vor allem die Gläubiger von EU und IWF freuen, die darauf
hoffen, dass Privatanleger ihre Kredite übernehmen werden.

Man sollte die Entwicklung aber nicht in allzu rosigen Farben
malen. Laut einer aktuellen Statistik reicht bei jedem zweiten
Privathaushalt das monatliche Einkommen nicht aus – im Schnitt kommen
diese nur 19 Tage gut über die Runden. Auch ist die
Konjunkturerholung recht schwach und hat den brutalen Einbruch der
Wirtschaftsleistung in den Krisenjahren noch lange nicht wettgemacht.
Und gut ausgebildete junge Leute haben weiterhin kaum eine
Perspektive.

Es wird ein langer und steiniger Weg aus der Talsohle sein, doch
der Turnaround scheint geschafft. Dies ist nicht zuletzt ein
Verdienst der SYRIZA-Regierung, die schon unter der strikten
Kontrolle der Troika einige Sozialmaßnahmen auf den Weg gebracht hat.
Doch belohnt wird die Linkspartei dafür wohl nicht, wenn sich die
Umfragen für die in einigen Monaten anstehenden Wahlen bestätigen.
Derzeit sieht es nach einem Sieg der konservativ-wirtschaftsliberalen
Nea Dimokratia aus. Eines ist sicher: Die Investoren wie auch die
Gläubiger werden sich dann noch viel mehr freuen.

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