neues deutschland: Kommentar zu den Protesten der Palästinenser nach Trumps Jerusalem-Entscheidung: Intifada auf halber Kraft

Palästina brodelt, aber es kocht nicht. Der
Trump–sche Jerusalem-Querschuss hat zwar die bereits seit längerem
gelähmte Nahostdiplomatie endgültig zur Strecke gebracht und
Zehntausende Palästinenser protestierend auf die Straße getrieben.
Zum großen Volksaufstand, der Intifada, zu der radikale
Palästinenserführer aufriefen, ist es bislang aber nicht gekommen.
Was auch sollten Jugendliche mit Steinen gegen eine High-Tech-Armee
ausrichten?

Offensichtlich scheint auch Israels Premier Netanjahu noch nicht
recht schlüssig, wie er mit dem Danaergeschenk aus Washington umgehen
soll. Jedenfalls überlässt er das nationalistische Triumphgeheul den
Ultras in seinem Kabinett und scheint bestrebt, den Konflikt nicht
noch durch überhartes Vorgehen seiner Sicherheitskräfte zuzuspitzen.

Auch die palästinensischen Politiker müssen sich wohl erst klar
werden, welche Strategie sie fahren wollen. Gerade jetzt dürfte ihnen
schmerzlich ins Gedächtnis gerufen worden sein, dass das öffentlich
beschworene Streben nach einheitlicher Führung noch im Anfangsstadium
steckt. Kommen sie damit jetzt nicht schnell voran, wird es auch
keinen effektiven politischen Widerstand zur Wahrung ihrer nationalen
Rechte geben. Von ihren regierenden arabischen »Brüdern« – das
bestätigte sich am Wochenende in Kairo – haben sie wenig bis nichts
zu erwarten. Die Wortführer der Arabischen Liga, Saudi-Arabien und
Ägypten, sind stille Verbündete Israels und vor allem nahezu total
abhängig von den USA.

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