Kim Jong Un beherrscht sein Repertoire an
Diplomatie: Erneut führt der nordkoreanische Diktator seinen
US-amerikanischen Widersacher vor. Noch vor Jahreswechsel hatte
Donald Trump an der weiteren Isolation Nordkoreas gearbeitet und
China für dessen angebliche Öllieferungen an das Nachbarland
verdammt. In der Neujahrsansprache polterte Kim gegen die USA,
gleichzeitig reichte er dem südkoreanischen Präsidenten die halbe
Hand. Moon Jae In griff beherzt zu und träumt nun von einem
gemeinsamen Olympiaaufgebot der beiden koreanischen Staaten.
Ob es soweit kommt, bleibt abzuwarten. Aber für Südkorea ist
jedwede Deeskalation wünschenswert, nicht nur vor den Olympischen
Spielen. Moon hat sich seit seinem Amtsantritt für eine Annäherung an
Nordkorea ausgesprochen und dafür auch die Bereitschaft angedeutet,
die engen militärischen Verbindungen zu den USA zu lockern. Trumps
genervte Antwort auf eine Bitte Moons, ein geplantes gemeinsames
Militärmanöver vor den Olympischen Spielen zu verschieben, lautete
nur »wir werden sehen«.
Im vergangenen Herbst warf Kim im verbalen Schlagabtausch Trump
vor, keine Ahnung von Diplomatie zu haben. Der US-Präsident muss nun
befürchten, dass sich einer der engsten Verbündeten in Asien weiter
distanziert. Für Kim Jong Un ein Erfolg. Und ein weiterer Beweis,
dass miteinander Reden weit mehr bewegen kann als ewige Verdammung.
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