Kommt es wirklich einer Sensation gleich, dass
Saudi-Arabiens Kronprinz jetzt de facto Israels Existenzrecht
anerkannt hat? Nicht, wenn es nach der Faktenlage geht. Längst ist
die einstige Frontstellung zwischen beiden Staaten nach der Eroberung
der muslimischen heiligen Stätten Jerusalems durch Israel im
Sechs-Tage-Krieg von 1967 einem strategischen Bündnis gewichen.
Einem heimlichen allerdings. Die falschen Kulissen ließ man
bestehen, im beiderseitigen Interesse. So begründet Israel seine
Aufrüstung weiter mit der vermeintlichen Bedrohung aus Saudi-Arabien,
während sich das Königshaus in der Rolle des ersten Verteidigers
palästinensischer Rechte sonnt.
Die Täuschung funktioniert bis heute. Tatsächlich herrscht seit
einigen Jahren schon eine uneingestandene, aber sehr intensive
politische und – noch stärker – militärische Kooperation. Es heißt
sogar: Sollte sich Israel dazu entschließen, Iran anzugreifen, wäre
der saudische Luftkorridor dafür freigegeben. Hier trifft man sich,
denn offen nennen beide Teheran als Hauptfeind und übertreffen sich
gegenseitig in der Dämonisierung der schiitischen Republik.
Und was die so viel Aufsehen erregende Äußerung von Kronprinz
Mohammed betrifft, die Israelis hätten »das Recht auf ihr eigenes
Land«: Es würde doch ausreichen, Israel förmlich anzuerkennen und
gleichzeitig aufzufordern, seinerseits die Rechte der Palästinenser
anzuerkennen. Aber davor drückt sich der Prinz. Aus oben genannten
Gründen.
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