Neues Deutschland: Marktmacht der Stromkonzerne

Die Energiewende ist schuld am unbezahlbar
werdenden Strom, schallt es durch die Republik. Elektrisches Licht in
nächtlichen Stunden werde bald zum Luxusgut. Nachdem mit solchen
Argumenten zunächst vor allem konservative und liberale Politiker die
Energiewende in Frage gestellt haben, meldet sich jetzt die
Stromwirtschaft zu Wort. Um bis zu 30 Prozent soll der Strompreis bis
2020 für Privatkunden steigen, prognostiziert der Europa-Chef des
Vattenfall-Konzerns, Tuomo Hatakka. Das ist ein Signal. Was der
Schwede dabei verschweigt, sind die Gewinnprognosen, die Vattenfall
wahrscheinlich schon hinter verschlossenen Türen berechnet hat. Denn
Vattenfall gehört mit RWE, E.on und EnBW zu den vier großen
Grundversorgern. Sie teilen sich im Großen und Ganzen den Strommarkt
auf und nutzen aus, dass bis jetzt die wenigsten Privatkunden ihre
Stromanbieter wechseln. Die Preise, die Vattenfall und Co. ihren
Kunden berechnen, sind vielfach überhöht. Rund drei Milliarden Euro
haben die privaten Verbraucher deswegen zu viel für die Elektrizität
bezahlt. Das Signal von Hatakka ist deutlich: Vattenfall und Co.
wollen sich durch nötige Investitionen bei der Energiewende nicht
ihre Gewinne vermiesen lassen. Die soll ihrem Willen nach der
Privatkunde sichern. So bedeuten bis zu 30 Prozent
Strompreissteigerungen in den nächsten acht Jahren auf gut Deutsch:
»Wir machen euch den Strom um ein Drittel teurer.« Schuld daran ist
jedoch nicht die Energiewende, sondern die Marktmacht der Konzerne.

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