neues deutschland: Migrationsforscher Engler: EU verspielt Glaubwürdigkeit in Sachen Menschenrechte

Nach Ansicht des Migrationsforschers und
Politikberaters Marcus Engler müssen umgehend und dauerhaft „sichere
und legale Wege nach Deutschland und Europa in substanziellem Umfang“
eingerichtet werden – „sowohl für Schutzsuchende als auch für
Arbeitsmigranten“. Es sei Konsens in der Migrationsforschung, dass
Migranten auch mit hohen Zäunen nicht abzuhalten sind, schreibt
Engler in einem Beitrag für die Tageszeitung „neues deutschland“
(Donnerstagausgabe). Fortbestehende Motive wie die Suche nach Schutz,
vorhandene soziale Netzwerke sowie ein immenses Wohlstandsgefälle
führten dazu, dass die Migration nach Europa anhalten wird. Eine
erneute Verstärkung des Grenzschutzes habe zur Folge, dass die Routen
noch gefährlicher und selektiver werden. „Zwar können auf diese Weise
die Zuzüge temporär reduziert werden“, so Engler. „Aber der Preis ist
hoch. Diejenigen, die Schutz am meisten brauchen, werden dann noch
mehr ausgeschlossen. Und die EU verliert ihre Glaubwürdigkeit
bezüglich der Einhaltung der Menschenrechte vollständig.“ Engler
kritisiert, dass die EU sich nicht auf eine wirksame innereuropäische
Verantwortungsteilung einigen konnte. Der Deal mit der Türkei über
die Aufnahme von bis zu 72.000 Syrern sei „vollkommen unzureichend“.
Dabei gebe es seit Langem etablierte Aufnahmeverfahren: „Es mangelt
einzig am politischen Willen der europäischen Regierungen, sie
anzuwenden.“

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