Neues Deutschland: Neues Deutschland zu Afghanistan

Kanzlerin Merkel hat die abermalige Nachricht vom
Tod deutscher Soldaten »schockiert und traurig« aufgenommen. »Dieser
terroristische Anschlag zeigt eine mörderische Menschenverachtung.«
Und die anderen Anschläge? Sind die weniger »mörderisch« und
»menschenverachtend«, weil sie von Militärs gemeinschaftlich im
Auftrag von Staaten verübt werden?! Wieso nimmt Merkel es nicht
»schockiert und traurig« auf, wenn deutsche Soldaten, die – weil im
Kriege – laut Grundgesetz eigentlich unter ihrem direkten Kommando
stehen müssten, Menschen umbringen? Menschen, die weit weniger Schuld
tragen als Generale und Gouverneure… Auch das Gewäsch vom »feigen«
Angriff sollte man lassen. Wer sich in die Luft sprengt, macht das
gewiss nicht aus Feigheit. Dass es nun Leute auch aus dem gehobenen
Kriegsmanagement traf, ist nur folgerichtig. So wie die NATO nächtens
»Hochwertziele« jagt, so suchen die Aufständischen durch
Top-Anschläge politische Geländegewinne zu erzielen. Gerade weil
Verteidigungsminister de Maizière weiß, dass der Krieg von keiner
Seite gewonnen, aber in Deutschland verloren werden kann, bittet er
um Unterstützung für die Soldaten, die doch »Teil von uns allen«
sind. Vom ersten Schuss an wird es von Tag zu Tag schwerer, Kriege zu
beenden. Also weiter bis zum bitteren Ende? Statt zu schwafeln,
sollten Merkel und de Maizière Brecht lesen: »Wer A sagt, der muss
nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war.«

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