Der niedersächsische Landwirtschaftsminister
Christian Meyer schließt Massentötungen an Kälbern durch die ab April
anstehende Liberalisierung des Milchmarktes nicht aus. Der
Grünen-Politiker zeigte sich im Interview mit der in Berlin
erscheinenden Tageszeitung „neues deutschland“ (Donnerstagausgabe)
besorgt, dass „nur auf Milchleistung gezüchtet wird und männliche
Kälber eher Überschuss werden“. Zudem befürchtet der 39-Jährige einen
Preisverfall bei Rohmilch durch Überkapazitäten: „Davon können viele
Milchbauerinnen und Milchbauern, gerade in den kleinen und mittleren
Betrieben, nicht leben. Eine völlige Liberalisierung des Milchmarktes
würde aus unserer Sicht zum Untergang vieler bäuerlicher Betriebe
führen“.
Meyer war im Februar vor zwei Jahren mit dem Ziel einer Agrarwende
angetreten. Kurz vor der Halbzeit resümiert er: „Das ist ein
langfristiger Prozess, der mindestens so lange dauern wird wie die
Energiewende. Uns geht es darum, dass eine stärkere Versöhnung
zwischen Verbraucherinteressen und Landwirten stattfindet. Im
Klartext: mehr Tier- und Umweltschutz.“ Momentan würden Verbraucher
durch die Werbung in die Irre geführt. Deren Bilder entsprächen nicht
„der landwirtschaftlichen Realität der industriellen
Massentierhaltung.“ Meyer kündigte eine Reduzierung des
Antibiotikaeinsatzes und die Umsetzung weiterer Tierschutzmaßnahmen
an. Zudem soll die Zahl der Biobetriebe durch gezielte Förderung
weiter steigen. Allerdings warnte der Landwirtschaftsminister in
diesem Zusammenhang vor einer Totalrevision der EU-Ökoverordnung.
„Das wäre eine große Gefahr und Verunsicherung der Landwirte, die von
konventioneller auf Öko-Landwirtschaft umsteigen wollen“, sagte
Meyer.
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