neues deutschland: Polnischer Arbeitsrechtsexperte Marek Benio: Kompromiss zur Reform der EU-Entsenderichtlinie ist „ungerecht“

Der polnische Arbeitsrechtsexperte Marek Benio hält
den Kompromiss zur Reform der EU-Entsenderichtlinie für ungerecht.
„Unter dem Deckmantel der europaweiten »Gleichbehandlung« von
Arbeitnehmern werden in Wahrheit protektionistische Maßnahmen
eingeführt und zwar von Ländern, die Polen ohnehin wirtschaftlich
überlegen sind“, sagte der Dozent der Wirtschaftsuniversität Krakau
im Interview mit der Tageszeitung „Neues Deutschland“
(Mittwochausgabe).

Die neue EU-Entsenderichtlinie strebe eine Chancengleichheit an,
die allein geografisch bedingt ist. Polnische oder bulgarische
Fachkräfte profitieren von dieser Maßnahme deshalb nur dann, wenn sie
langfristig in Deutschland, Belgien oder Frankreich arbeiten, so
Benio. „Der polnischen Wirtschaft bringt diese Regelung jedoch mehr
Schaden als Nutzen.“ Der Arbeitsrechtsexperte geht davon aus, dass
die sozialen Unterschiede innerhalb der EU weiter anwachsen werden,
da die neue Entsenderichtlinie noch mehr qualifizierte Osteuropäer
zur Abwanderung in den Westen bewegen könnte.

Vertreter von EU-Kommission, Europaparlament und Ministerrat
hatten sich Ende Februar nach jahrelangem Streit auf einen Kompromiss
zur Reform der Entsenderichtlinie geeinigt. Die Staaten müssen dem
formell noch zustimmen, was an diesem Mittwoch bei einem Treffen der
ständigen Vertreter geschehen könnte.

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