Sicher, das Wetter war außergewöhnlich sonnig am
Samstag in Berlin. Und auch der Dioxin-Skandal hat dazu beigetragen,
dass sich mehr Menschen auf den Weg zum Brandenburger Tor gemacht
haben. Dennoch – eine so breite Protestwelle ist
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner noch nie entgegen
geschlagen. Und auch Bauernpräsident Gerd Sonnleitner, der die
Organisatoren der Demonstration zur Eröffnung der Grünen Woche noch
in gewohnt scharfen Worten als »Ideologen« diskreditiert hatte, die
»Zerrbilder« der Landwirtschaft zeichneten, dürften die Bilder aus
Berlin beunruhigen. Ob es sich bei den Protesten aber tatsächlich um
eine neue Bewegung handelt, die mancher Redner bei der
Abschlusskundgebung heraufbeschwor, muss sich noch zeigen. Eine gute
Voraussetzung gibt es. Deutlich geworden ist, wie viele kleine
Bürgerinitiativen zum Thema Landwirtschaftspolitik seit Jahren und in
Kleinarbeit aktiv sind, sei es gegen Gentechnik oder gegen
Massentierhaltung. Viele von ihnen schienen nur auf die Möglichkeit
gewartet zu haben, sich endlich vernetzt in der Öffentlichkeit zu
zeigen. Diesen Weg müssen sie nun weitergehen. Denn erst dann bleibt
die Agrarpolitik nicht länger ein Expertenthema für Verbände und
Lobbygruppen, sondern wird gesellschaftlich relevant. Das ist nicht
nur aus Verbrauchersicht notwendig. Dann kann es tatsächlich
passieren, dass Sonnleitner und Co. auch in Zukunft unruhig schlafen.
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