neues deutschland: Schriftsteller Christoph Hein: Mauerfall beendete die friedliche Revolution

Die friedliche Revolution in der DDR 1989 ist nach Ansicht des
Schriftstellers Christoph Hein mit der Grenzöffnung am 9. November abrupt
abgebrochen worden. „Zu einer reformierten DDR hätte die Mauer nicht gepasst.
Und nachdem diese gefallen war, sahen viele keinen Sinn mehr darin, die DDR zu
reformieren“, sagte der Autor der Tageszeitung „neues deutschland“
(Samstagausgabe). „Die Mehrheit der Bevölkerung wollte schließlich nur noch die
D-Mark und den Anschluss an die Bundesrepublik, die Folgen nicht ahnend.“

Kritik übt Hein an der Art und Weise, wie es zur deutschen Einheit kam: „Es gab
keine Wiedervereinigung, es war ein Beitritt, den man auch Anschluss nennen
kann. Die Ostdeutschen hatten sich den Gesetzen, Normen und Werten der
Bundesrepublik zu unterwerfen.“ Die flächendeckende Stilllegung der Betriebe in
Ostdeutschland, die Abwicklung der ostdeutschen Eliten und
Massenarbeitslosigkeit nach 1990 seien für ihn nicht überraschend erfolgt. „Ich
habe aber vor 30 Jahren nicht geglaubt, dass der Unterwerfungszwang von solcher
Dauer, Härte und Gnadenlosigkeit ist“, sagt Hein, der von 1998 bis 2004 dem
ersten gesamtdeutschen PEN vorstand und heute Ehrenpräsident der
Schriftstellervereinigung ist.

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