Neues Deutschland: Solarindustrie: Aus der Traum

In blühende Landschaften wollte Helmut Kohl die ihm
zugefallene DDR verwandeln. Und es blühte tatsächlich bald überall –
zumindest auf den sich ausbreitenden Industriebrachen. Dort, wo einst
Millionen Arbeit fanden, wuchs Unkraut. Die bewusste Zerschlagung der
DDR-Industrie setzte den größten Migrationsstrom in Mitteleuropa seit
dem zweiten Weltkrieg in Gang. Millionen zogen der Arbeit wegen in
den Westen. Doch so ganz wollte man den Osten dann doch nicht
deindustrialisieren. Mit Hilfe eines milliardenschweren
Subventionsprogramms versuchte man, Investoren anzulocken. Nach dem
Gießkannenprinzip wurde großzügig verteilt. Kein Wunder, dass diese
Strategie kein nachhaltiges Wachstum zur Folge hatte: Sobald die
Subventionsbindung auslief, machten etliche der so geförderten
Betriebe dicht. Mit der Solarbranche sollte aber alles anders werden.
Hier wurde innovative Technologie in die neuen Länder geholt. Der
ehemalige Chemiestandort Bitterfeld-Wolfen – einst der Inbegriff für
Umweltverschmutzung – verwandelte sich in ein Solar Valley. Endlich
schien es gerechtfertigt, Subventionen großzügig zu verteilen, wurde
hier doch internationale Spitzentechnologie produziert. Aus der
Traum. Die Gesetze des Kapitalismus lassen sich auch durch
Subventionen auf Dauer nicht aushebeln. So wird die Solarbranche das
traurige Schicksal all jener ostdeutschen Industrien teilen, denen
man kurz nach der Wende die Unterstützung versagte.

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