neues deutschland: Stümperhafte Vorbereitung – Kommentar zum Abbruch des Gipfeltreffens von US-Präsident Trump und Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un in Hanoi

Eigentlich werden auf Gipfeltreffen, bei denen
wichtige Entscheidungen getroffen werden, keine oder nur noch letzte
Details verhandelt. Der Gipfel in Hanoi scheiterte daran, dass die
entscheidenden Punkte im Vorfeld nicht geklärt wurden. Der selbst
ernannte beste Dealmaker aller Zeiten, US-Präsident Trump, hat wohl
darauf gesetzt, dass er mit seinem Charme und Verhandlungsgeschick
Kim Jong Un zu Zugeständnissen bewegen könnte, ohne sich selbst allzu
groß bewegen zu müssen. Dass mit Außenminister Mike Pompeo ein
erklärter Gegner von Kompromissen mit Nordkorea dabei war, schränkte
Trumps Handlungsspielraum ein. Pompeo hatte im Vorfeld des Gipfels
den Präsidenten öffentlich zurechtgewiesen, als dieser erklärte, auch
mit weniger als der vollständigen Denuklearisierung Pjöngjangs
zufrieden zu sein.

Alles andere als eine vollständige Kapitulation Kims hätte Trump
in den USA weder den Demokraten noch den Falken in der eigenen Partei
vermitteln können. Zu Hause steht der Präsident nicht erst seit den
Aussagen seines ehemaligen Anwalts Michael Cohen unter Druck. Mit dem
außenpolitischen Erfolg wollte sich Trump eigentlich aus der
Defensive befreien. Doch die anarchische (oder planlose)
Verhandlungstaktik, mit der Trump gerne prahlt und mit der er
Verhandlungsgegner überrumpelt, hat diesmal nicht funktioniert – und
den US-Präsidenten einmal mehr als stümperhaft bloßgestellt.

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