neues deutschland: Unbehaglich – Kommentar zum falschen Bio-Ei

Bio liegt weiter im Trend. Die steigende Anzahl
ökologisch erzeugter Produkte in den Supermärkten ist dafür der beste
Beweis. Genau diese Tatsache müsste aber bei dem ein oder anderen
aufmerksamen Verbraucher bereits vor dem aktuellen Eierskandal ein
gewisses Unbehagen erzeugt haben: Denn dass die
Lebensmittelproduzenten, von denen viele recht schnell auf den
Bio-Zug aufsprangen, tatsächlich ihre Herstellungsbedingungen
komplett auf die strengen Vorgaben umgestellt haben, schien schwer zu
glauben. Für Bio-Schweine, -Rinder oder -Geflügel braucht man nicht
nur große Auslaufflächen, sondern auch ökologisch erzeugtes Futter.
Zudem dürfen kaum Medikamente eingesetzt werden.

Diese Vorgaben machen Bio-Lebensmittel aufwendig und damit teuer
in der Herstellung. Dafür zahlt der Verbraucher aber auch gern mehr.
Warum also nicht die Vorteile des Bio-Booms nutzen ohne die
vermeintlichen Nachteile biologischer Landwirtschaft in Kauf zu
nehmen? Für viele Produzenten scheint solche Denkart nur ein
Kavaliersdelikt zu sein.

Das Grundproblem liegt aber im System: Auf Gewinn ausgerichtete
Großkonzerne können eben keine guten Ökobauern sein. Massenproduktion
schließt Tier- und Umweltschutz per se aus. Lässt sich aber mit etwas
Geld verdienen, wird es in jedem Fall angeboten – notfalls eben als
Mogelpackung. Der Verbraucher wird sich also weiter mit seinem
berechtigten Unbehagen herumschlagen oder sein Konsumverhalten
grundlegend ändern müssen.

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