220 Menschen sind vergangene Woche vor der
libyschen Küste ertrunken. Sie stiegen in seeuntüchtige Boote und
kenterten. Wie viele Tausende vor ihnen auch. Natürlich ist das
fahrlässig, das wussten sie vermutlich selbst. Die Frage bleibt:
Warum machen sie das? Wer über eine Flüchtlingskrise spricht und
Lösungen für eine europäische Asylpolitik finden will, muss sich
diese Frage stellen – und darauf eine Antwort finden.
Natürlich reicht es nicht aus, nur eine Abweisung von Flüchtlingen
an der deutsch-österreichischen Grenze im Blick zu haben. Das ist arg
kurzsichtig. Ebenso wie eine rigorose Abschottung der Außengrenze
realitätsfernes Wunschdenken ist. Kanzlerin Angela Merkel schlägt nun
vor, außereuropäische Lager in Nordafrika zu schaffen. Dorthin
könnten dann die Bootsflüchtlinge gebracht werden. In keinem
afrikanischen Staat findet der Vorschlag bislang Zuspruch – weil
keines der Länder davon einen Nutzen hat.
Die Idee von Sammellagern in Nordafrika offenbart den fatalen
Eurozentrismus bei der Suche nach Lösungen in der Flüchtlingspolitik.
Eine nachhaltige Politik sieht freilich anders aus: Die müsste vor
allem die Fluchtursachen ins Zentrum der Bemühungen nehmen. Menschen
brauchen dort, wo sie leben, Frieden und Perspektiven. Sie brauchen
Entwicklungsmöglichkeiten – und zwar vornehmlich in ihrem Sinne und
nicht im Sinne von europäischen Geschäftspartnern.
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