Neues Deutschland: zu abgelehnten Lohnerhöhungen

Die Konzerne schreiben schwarze Zahlen, die Tische
bei Vorständen und Geschäftsführungen brechen unter der Last prall
gefüllter Auftragsbücher zusammen. Sowohl regierungs- als auch
unternehmer- und sogar gewerkschaftsnahe Wirtschaftsweise korrigieren
ihre Prognosen nach oben und sehen eine Drei vor dem Komma.
 Die Kurzarbeit und andere Instrumente der Krisenbewältigung
haben funktioniert, die Beschäftigten haben Verzicht geübt und damit
ihre Jobs gesichert. Alle zusammen haben die Krise überwunden. Es ist
also die Zeit gekommen, eine Flasche guten Schampus zu kaufen, ihr
den Kopf abzuschlagen und … Moment mal, da war doch noch was.
Ach ja, die Beschäftigten sollen auch weiter verzichten. Es gibt
keinen Raum für Lohnerhöhungen, sagt der DIHK. Die kleine Pflanze
Konjunktur darf nicht von gierigen Werktätigen mit Lohnforderungen
zertreten werden. Und in der zweiten Jahreshälfte soll es eh schon
wieder düsterer werden, da die Konjunktur in den USA nicht
gleichfalls anzieht.  Man könnte ja denken, Unternehmen und
Politik hätten aus der anscheinend jetzt überwundenen Krise gelernt.
Man könnte denken, sie seien dahintergekommen, dass mit unsozialen
Sparpaketen im Sozialbereich auf der einen und sinkenden Löhnen,
exportfixierter und unternehmerfreundlicher Politik auf der anderen
Seite die nächste Wirtschaftskrise schon vorbereitet wird Ja, das
könnte man alles denken. Ist aber nicht so.

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