Neues Deutschland: zu Abwertung Italiens

Nun also wieder bella Italia! Standard & Poor–s hat
den Daumen nach unten gesenkt. Aufgrund verschlechterter Aussichten
für das Wirtschaftswachstum und unzureichender Kraft zu
einschneidenden Reformen, so das Rating-Urteil, sei die drittgrößte
Volkswirtschaft des Euroraumes in seiner Kreditwürdigkeit
angeschlagen. Die Folgen sind steigende Refinanzierungskosten und
verstärkter Druck, durch weitere Kürzungsorgien die Deflationsspirale
auf eine höhere Drehzahl zu bringen. Nur ganz schlichte Gemüter
werden jetzt noch ernsthaft behaupten, das könne ohne konjunkturelle
Konsequenzen für den Euroraum als Ganzes bleiben. Mit der auf ihrem
jüngsten Treffen am vergangenen Wochenende erneut demonstrierten Rat-
und Hilflosigkeit haben die finanz- und geldpolitischen Spitzen der
Euroländer die Herabstufung des italienischen Partners freilich
geradezu heraufbeschworen. Sie agieren nur noch als Getriebene jener
Geister, die sie mit der Entfesselung der Finanzmärkte selbst gerufen
haben. So lange die Ursachen der Eurokrise indes vordergründig und
vor allem an der vermeintlichen Schluderei im Umgang mit öffentlichen
Geldern bei den südlichen Europartnern festgemacht wird, wird sich
daran auch nichts Wesentliches ändern. Den Abgrund, vor dem die um
ihre Existenz ringende Eurogemeinschaft steht, hat man daher wohl
noch gar nicht gesehen. Überleben wird sie indes vermutlich nur, wenn
sie sich als solche quasi neu erfindet.

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