Der BND ist – erkennt man die Jahre als 
Organisation Gehlen an – 65 Jahre alt. Eigentlich könnte er in Rente 
gehen, sich in den Schaukelstuhl setzen und mal mit der Gelassenheit 
des Alters von früher erzählen. Früher, als man den Verlust von 
Führer, Volk und Vaterland verschmerzen musste. Doch nie hat der BND 
seine Ideale und seine Freunde – was immer man ihnen auch an 
Schrecklichem vorwarf – verraten. Tapfer hat er sich weiter gegen die
rote Flut aus dem Osten gestemmt. Und – Hut ab! – wie er den ererbten
Banditenschatz in Sicherheit bringen half. Viele Firmen verdanken ihm
den Neuanfang – zunächst in Argentinien oder der arabischen Welt. Und
wie hat er sich bemüht, korrupte Regimes zu stützen und 
Volksbewegungen zu stürzen. Selbst wo geschossen wurde, auf dem 
Balkan, in Irak, Afghanistan, erfüllte er seine Bündnispflicht. Auch 
wenn er dazu keinen Auftrag hat – sogar im Innern des deutschen 
Landes war er aktiv, hat Geheimarmeen dirigiert und Journalisten 
observiert. Nur sehr selten gab es dafür offiziellen Dank.
   Egal, der BND ist ja so bescheiden.  Er mag gar nicht über all das
reden, was er getan hat. Schade eigentlich, denn irgendwann wird 
keiner mehr wissen, wie prägend der Dienst für Deutschland war. Damit
das nicht geschieht, sollte man vielleicht einem Antrag der 
Linksfraktion folgen, der die Öffnung der BND-Archive erreichen will.
Als Findkartei könnte man ja das verwenden, was vom MfS-Archiv noch 
übrig ist.
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