Neues Deutschland: zu den Anti-Terror-Drohungen gegen Jemen

Da ist er wieder, der alte Bush-Reflex. Kaum war
der Aufgabeort der potenziell tödlichen Luftfracht bekannt, wurde in
Washington über eine knallharte militärische Antwort nachgedacht,
auch wenn man nicht so genau weiß, wo in Jemen die mutmaßlichen
Bombenbauer wohl zu treffen sind. Frühere Versuche verursachten vor
allem verheerende Kollateralschäden unter unschuldigen Zivilisten.
Der »Krieg gegen den Terror« seines Vorgängers, längst wurde er zu
Obamas eigenem. Der Irak-Feldzug ist offiziell beendet – verringert
hat er die Terrorgefahr nicht. In Afghanistan kämpfen mehr
US-amerikanische Truppen als jemals zuvor – und der Konflikt wuchert
über die Grenze nach Pakistan hinaus, ohne dass Washington die
Taliban oder Al Qaida am Hindukusch in den Griff bekommen würde.
Nun also Jemen. Ein scheiternder Staat und damit perfekter Nährboden
für Terroristen. Das Land am Golf von Aden droht zum neuen
Afghanistan zu werden. Weil es bettelarm und jeder Dritte Erwachsene
ohne Arbeit ist. Weil es seit Jahren am Rande des Bürgerkriegs
taumelt und eine korrupte, zerstrittene Zentralregierung für ein
gefährliches Machtvakuum sorgt. Und weil den USA nicht viel mehr als
eine Aufstockung der Militärhilfe einfällt, um das zerbröselnde Land
zu stabilisieren. Ein massiver Militärschlag der auch in Jemen
ungeliebten Supermacht könnte ihm schnell den Rest geben.

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