Die Physikerin Angela Merkel war schon als
Umweltministerin der Kohl-Regierung gern gesehene Gastrednerin auf
Veranstaltungen der Energiekonzerne und machte auch nie ein Hehl
daraus, dass sie die Atomenergie für eine unentbehrliche Säule der
Energiewirtschaft hält. Ob sie als Bundeskanzlerin Wesentliches
dazugelernt hat, wird das Ergebnis ihrer Gespräche mit den
AKW-Betreibern zeigen. Ein durchaus schlechtes Omen allerdings ist
schon die höchst einseitige Auswahl der Gesprächspartner. Besteht
doch die deutsche Energiewirtschaft nicht nur aus den großen Vier,
sondern auch aus Stadtwerken und den vielen kleinen Lieferanten
erneuerbarer Energie. Zwischen RWE, E.on, Vattenfall, EnBW und den
kleineren Energieerzeugern gibt es widersprechende Interessen, die
bei der Ausarbeitung eines tatsächlich zukunftsweisenden
gesamtwirtschaftlichen Energiekonzepts genauso berücksichtigt werden
müssen wie die Anforderungen des Klima- und Umweltschutzes. Eine
Laufzeitverlängerung – das ist eine Kernaussage des
Sachverständigenrates Umwelt der Bundesregierung – behindert und
verteuert den Ausbau eines zukunftsfähigen Energieversorgungssystems.
Überdies kostet es mittelfristig vermutlich mehr Arbeitsplätze als
die zügige Abschaltung der AKW. Und was auch eine Unionspolitikerin
interessieren sollte: Das Bekenntnis zur Atomenergie ist auch bei
konservativen Wählern längst ein Grund, sich nach anderen Kandidaten
umzuschauen.
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