Das Amtsgericht hatte den Rettungsplan für Karstadt
noch nicht abgesegnet, da taten Unternehmensberater und andere
»Experten« wieder ihre Fallbeil-Meinung kund: Traditionelle
Universal-Kaufhäuser seien »Dinosaurier« ohne Zukunft. Mehr als eine
Mutmaßung ist dies nicht. Die Warenwelt unterliegt kaum
vorhersehbaren Modetrends. Wer hätte gedacht, dass der
70er-Jahre-Klamottenstil je wieder sein Unwesen treiben würde? Und
auch strukturelle Entwicklungen im Einzelhandel sind nicht per se
eine Einbahnstraße. Die Expansion von Shopping Malls sowie Outlet
Centern stößt langsam an ihre Grenzen. Und die Discounter-Welt mit
ihren Ausbeutungsbedingungen – der soziale Preis für die Kampfpreise
– muss sich allmählich den Gewerkschaften öffnen. Die
Karstadt-Einigung ist eine gute Nachricht für die 25 000
Beschäftigten, die Zulieferer, die Kunden und auch für die
Innenstädte. Mit Nicolas Berggruen hat sich ein ungewöhnlicher
Investor gefunden: Ihm scheint nicht nur in Sonntagsreden am Erhalt
der Kaufhäuser und der Jobs gelegen zu sein, auch wenn er
mittelfristig Gewinne sehen will. Und nach den dubiosen
Immobilienabenteuern von Ex-Chef Middelhoff geht es wieder vorrangig
um die Weiterentwicklung des Kaufhausgedankens. Als bekennender
Karstadt-Einkäufer möchte der Verfasser dieser Zeilen die »Experten«
an noch etwas erinnern: Dinosaurier beherrschten mehr als 150
Millionen Jahre die Welt.
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