Neues Deutschland: zur deutschen Politik gegenüber Ägypten

Deutsche Politiker sind in Sorge, wie es in Ägypten
weiter geht. Naheliegend wäre gewesen, dafür als erstes den dortigen
Machthaber aufzufordern, seine repressiven Maßnahmen einzustellen.
Aber manche kommen auch ohne Umweg auf den Kern ihrer Botschaft zu
sprechen. Vielleicht sollte man ihnen dafür sogar dankbar sein. Da
wäre zum Beispiel der außenpolitische Sprecher der Union, Philipp
Mißfelder. Von ihm wusste man bisher, dass er künstliche Hüften für
Rentner nicht mehr lohnenswert findet. Mißfelder hat offenbar auch
Mubarak bereits abgehakt und fürchtet nun die »falschen« Nachfolger.
Keiner wisse, wohin die Revolution geht, barmt der CDU-Mann und malt
uns den ultraislamistischen bösen Moslembruder an die Wand. Doch
nicht nur den Schwarzen, auch den deutschen Grünen sind die
islamgrünen Ägypter zuwider. Je schneller Ägypten jetzt zur
Demokratie zurückfinde (wann soll die eigentlich in Ägypten
stattgefunden haben?), sagt Fraktionschef Trittin, desto weniger
Chancen hätten Islamisten. Das ist schon bemerkenswert, denn dass die
Moslembruderschaften die am längsten unterdrückte und dennoch größte
Oppositionsgruppe Ägyptens sind, bestreitet niemand. Auf welches
Recht berufen sich also die deutschen Demokratielehrer, wenn sie den
Ägyptern trotzdem wie selbstverständlich vorschreiben, wer auf keinen
Fall bei ihnen regieren dürfe?

Pressekontakt:
Neues Deutschland
Redaktion / CvD

Telefon: 030/2978-1721