Dass sich im Atomkraftwerk Fukushima ein GAU
abspielt, wird wohl selbst der Betreiber Tepco nicht mehr abstreiten.
Doch klare Worte, was dort vor sich geht, vermeidet er noch immer.
Stattdessen gibt es eine Flut von Detailinformationen, die mehr
Verwirrung stiften als Klarheit bringen. Den Kommunikations-GAU
bedeutete wohl die Aussage vom Wochenende, die Strahlung im Wasser
aus Reaktor 2 liege zehn Millionen Mal höher als normal – kurz darauf
korrigierte man, die Strahlung sei 100 000 Mal höher.
Experten rund um den Globus versuchen sich zusammenzureimen, was
genau in Fukushima vor sich geht. Offenbar ist eine Kernschmelze im
Gange oder steht kurz davor; offenkundig gibt es mehrere Lecks, aus
denen Radioaktivität austritt. Ob Reaktorbehälter undicht sind,
bleibt unklar. Offenkundig wissen es nicht einmal die Techniker vor
Ort. Tepco ist überfordert, denn das, womit niemand rechnen wollte,
geschieht. Früher hatte man Unfälle immer vertuscht. Das aber hat
erst die enge Verbandelung von Atombranche und Politik – übrigens
nicht nur in Japan – ermöglicht. Im Ergebnis fließen die Gewinne
immer in private Taschen, während das Gros der Kosten, etwa für
Forschung und Wiederaufbereitung oder jetzt für die Beseitigung der
immens hohen Schäden, an der Allgemeinheit hängen bleibt. So ist es
eigentlich nur konsequent, wenn die Regierung in Tokio nun, wo Tepco
auf die Pleite zusteuert, an dessen Verstaatlichung denkt.
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