Neues Deutschland: zur Mitgliederdebatte in der Partei Die Piraten

Arme Piraten. Da haben wieder ein, zwei
Parteigänger Stuss geredet, und jetzt versucht jeder Journalist, im
Interview einen unbedachten Neben- oder Nachsatz zu entlocken, um
dann aufzuschreien: »Sie haben es schon wieder getan!« Die
Schlagzeile folgte auf dem Fuße: »Piraten müssen über Nazis in
eigenen Reihen reden.« Ach, arme, auf den rauen Weltmeeren
unerfahrene Piraten! Na, ja und ein bisschen doof … Doch so
verhält es sich hier nicht. Die Sätze, um die es geht, wurden von
Piraten gesagt, die ohne Bedrängnis in ruhigen Gewässern dümpelten.
Und zu dem einen, zu den zweien kamen immer neue dazu. Der Berliner
Landeschef Hartmut Semken will niemanden verachten und deshalb keine
Nazis aus der Partei werfen. Und Martin Delius verglich den Aufstieg
seiner Partei mit dem der NSDAP. Was zeigt sich da? Wie viel rechtes
Denken gibt es in der ach so modernen Partei? So lange sich die
Piraten nicht deutlich von Nazis, Rassisten und Antisemiten
abgrenzen, bleiben die Fragen unbeantwortet. »Wir nennen uns weder
rechts noch links. Darüber sind wir hinaus«, mault der kritisierte
Pirat. Aber einer Partei, die nur über politische Programmfragmente
verfügt und aus der immer wieder krude rechtslastige Thesen zu hören
sind, wünscht man doch nichts dringender, als endlich ein bisschen
Ideologie und Verachtung gegenüber Nazis zu lernen. Bis dahin kann
man auf die am Sonntag von der Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth
gestellte Frage, auf welchem Auge der Pirat seine Klappe trägt, nur
antworten: Am besten trägt er sie vor dem Mund.

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