Täglich berichten Frontkorrespondenten von toten
und verwundeten Zivilisten in Misrata. Der Name der Stadt wird zum
Inbegriff für das Leiden und Sterben im libyschen Bürgerkrieg. Schon
wird Misrata mit Sarajevo verglichen. Nicht ganz zu Unrecht. Auch in
der bosnischen Hauptstadt waren Zivilisten ins Kreuzfeuer der
Bürgerkriegsparteien geraten – und wurden faktisch zu deren Geiseln.
Auch in Sarajevo wurden die Opfer ausschließlich der einen Seite
zugeschrieben. In Misrata kommen sie angeblich alle aufs Konto der
Gaddafi-Krieger. Als kosteten NATO-Bombardements und das Feuer der
Aufständischen, die als Bewaffnete nicht mehr Zivilisten sind, keine
Menschenleben. Wollte die »Koalition der Willigen« das Elend Misratas
wirklich beenden, müsste sie sich zuerst und vor allem energisch um
einen Waffenstillstand und um einen Friedensdialog bemühen.
Stattdessen schicken die USA Kampfdrohnen. Großbritannien, Frankreich
und Italien entsenden »Berater«, und Waffennachschub ist nach
Aussagen der Rebellenführung in Bengasi auch vereinbart. So wird der
Krieg angeheizt und das Leiden Misratas wird verlängert. Den Rebellen
wird das Anlass sein, weiter jeden Dialog abzulehnen und noch mehr
NATO-Unterstützung zu fordern. US-Senator John McCain nennt sie
übrigens »Helden«. Ob er sich noch daran erinnert, dass der
Vietnamkrieg, der für ihn als Gefangener in »Hilton Hanoi« endete,
mit der Entsendung von USA-»Beratern« begann?
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