Was bereits während der Krise von Gewerkschaftern
und Oppositionsparteien befürchtet worden war, scheint nun
einzutreten: Obwohl die Konjunkturaussichten gerade mehr als rosig
sind und die Auftragszahlen steigen, stellen die Unternehmen nicht
zwangsläufig auch wieder feste neue Mitarbeiter ein. Stattdessen wird
die Leiharbeit ausgeweitet – die Zahl der befristet beschäftigten und
gegenüber der Stammbelegschaft deutlich schlechter bezahlten
Zeitarbeiter wächst stetig. Mit positiven Folgen für die Kostenbilanz
des jeweiligen Großunternehmens, aber auch allen negativen
Auswirkungen für die ewigen »Mitarbeiter zweiten Grades« selbst.
Denn Leiharbeiter haben nicht nur am Ende des Monats für die gleiche
Arbeit weniger Geld in der tasche als ihre fest angestellten
Kollegen, was ohnehin für ein schlechtes Betriebsklima sorgen dürfte.
Sie müssen auch in ständiger Angst vor dem Ende ihres »Engagements«
bei Siemens, Opel oder Audi leben. Von Identifikation mit dem
Unternehmen kann da keine Rede sein – ein Vertrauensdefizit, das den
Firmen auch Imageminuspunkte einbringen könnte. Sinnvoller als die
immer neue Einstellung von Arbeitern auf Zeit könnte ein Umdenken bei
der Arbeitsorganisation sein: Flexible Arbeitszeiten, die auch
Beschäftigten mit Familie entgegenkommen, und eine bessere Verteilung
der reichlich vorhandenen Arbeit auf die Schultern der vielen
ungewollt Joblosen im Lande wären ein erster Schritt.
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