NOZ: Deutsche arbeiten 828,7 Millionen Stunden zu viel

Deutsche arbeiten 828,7 Millionen Stunden zu
viel

Rückgang der Überstunden um 14 Prozent gegenüber 2012 – Mehr als
die Hälfte unbezahlt — DGB sieht prallgefüllten Arbeitszeitkonten

Osnabrück. Laut jüngstem Mikrozensus haben Beschäftigte in
Deutschland im Jahr 2016 insgesamt 828,7 Millionen Überstunden
geleistet. 2012 lag die bezahlte und unbezahlte Mehrarbeit
deutschlandweit noch bei rund 960,8 Millionen Stunden. Das geht aus
der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der
Linksfraktion hervor, die der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Freitag)
vorliegt. Mehr als die Hälfte bleibt unbezahlt.

Auch wenn die Zahl der Überstunden gesunken ist, geht die
Bundesregierung in ihrer Antwort davon aus, dass die tatsächlich
geleisteten Stunden deutlich höher liegen. Der Grund: Die
Beantwortung der Fragen im Mikrozensus sei freiwillig. Daher werde
von einer Untererfassung ausgegangen. Und so schätzt unter anderem
die Statistik des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
(IAB) die Zahl der Überstunden für 2016 rund doppelt so hoch: auf 1,7
Milliarden, 941 Millionen von ihnen ohne finanzielle Entschädigung

„Überstunden auch in Verbindung mit Arbeitszeitkonten belasten die
Beschäftigten, erhöhen die Unfallrisiken und verhindern
Neueinstellungen“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach der
„NOZ“. Die Reduzierung von Überstunden habe deswegen für die
Gewerkschaften und die Betriebsräte hohe Priorität. „Es ist ein
Skandal, dass fast eine Milliarde Arbeitsstunden nicht bezahlt
werden. Das zeigt, wie die Beschäftigten unter Druck stehen. Wir
fordern deswegen, dass die gesamte Arbeitszeit besser erfasst wird,
und damit auch Überstunden bezahlt werden.“ Der Rückgang ist für die
Gewerkschaft auch nur die halbe Wahrheit. „Der größere Teil der
Überstunden wird inzwischen über Arbeitszeitkonten geregelt“, so
Buntenbach. Derzeit nehme dort das Volumen zu.

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