NOZ: Nord/LB: Ausnahmezustand in der Türkei schadet der Wirtschaft

Nord/LB: Ausnahmezustand in der Türkei schadet
der Wirtschaft

Chefvolkswirt Windels: Standortbedingungen für Unternehmen
verschlechtern sich rapide

Osnabrück. Der Ausnahmezustand in der Türkei schadet nach
Einschätzung der Norddeutschen Landesbank Girozentrale (Nord/LB) der
international vernetzten Wirtschaft des Landes: „Mit der Verhängung
des Ausnahmezustands verschlechtern sich die Standortbedingungen
rapide für Unternehmen, die in der Türkei tätig sein wollen“, sagte
der Chefvolkswirt der Bank, Torsten Windels, im Gespräch mit der
„Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Freitag).

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan habe das Land in der
Vergangenheit wirtschaftlich vorangebracht, stelle ökonomische
Belange nun aber zunehmend hintenan. Über die neuen Restriktionen für
den Bildungssektor sagte Windels: „Dass jetzt ein ökonomisch
besonders wichtiger Teil der Bevölkerung unter Beobachtung gestellt
und sein Handlungsspielraum eingeschränkt wird, ist ein schlechtes
Signal für die Wirtschaft. Wenn Professoren suspendiert,
Hochschulleiter ausgetauscht und akademische Stellen nur noch mit
Parteitreuen besetzt werden, schädigt das die Innovationsfähigkeit
der Ausgebildeten.“

Unmittelbare Beeinträchtigungen für deutsche Exporteure sieht der
Nord/LB-Chefvolkswirt noch nicht, sehr wohl aber für deutsche
Touristik-Unternehmen mit starkem Türkei-Geschäft.
Volkswirtschaftlich drohe Europa ein Problem, falls die Türkei wegen
Erdogans Politik von einer „Auffangstation für Flüchtlinge aus
Kriegsgebieten zu einem Flüchtlingsproduzenten“ werde. „Wenn Menschen
wegen politischer Verfolgung aus der Türkei fliehen und die Zahl der
Asylanträge steigt, wird das akut vor allem Griechenland und Italien
belasten, indirekt aber auch Deutschland.“

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