NRZ: Buddeln mit Verspätung – Kommentar zur Bahn von Michael Minholz

Nach Jahren des Ärgers über einen schmuddeligen
regennassen Hauptbahnhof dürfen sich zumindest die Fahrgäste in
Duisburg freuen: Das marode Hallendach wird saniert. Das ist gut,
auch wenn der Preis hoch ist: Es wird in der Bauphase ganz sicher
Verspätungen geben, etliche Sperrungen, neue Ärgernisse. Für allzu
heftiges Schulterklopfen haben alle Beteiligten – Land, Bund und
allen voran die Bahn – ohnehin keinen Grund. Zu lange schon modern
die Stationen im Lande vor sich hin, und weil über die Jahre so viel
in die Binsen gegangen ist und nicht alles gleichzeitig renoviert
werden kann, werden beispielsweise die Dortmunder Fahrgäste sich noch
eine Weile gedulden müssen, ehe ihr Hauptbahnhof an der Reihe ist. In
diesem Zusammenhang wird jedoch immer viel zu sehr über das Buddeln
an den großen Haltepunkten geredet. In der Fläche, an den kleinen
Bahnhöfen, sieht–s ja keineswegs besser aus. Und wenn die Bahn sich
damit brüstet, dass von knapp 700 Stationen inzwischen 465
barrierefrei sind, dann ist der andere Teil der Wahrheit, dass mehr
als 200 Bahnhöfe für etliche Fahrgäste noch immer kaum nutzbar sind.
Wer, wie die Bahn, regelmäßig Preise anhebt, muss seiner Kundschaft
dafür bessere Leistung anbieten. Das gilt nicht nur für Züge und
deren Pünktlichkeit, das gilt auch für ein annehmbares Umfeld beim
Ein- und Aussteigen. Hier ist zu lange zu wenig passiert.

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