NRZ: Das Problem heißt Weselsky – ein Kommentar von MICHAEL MINHOLZ

Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus
Weselsky, handelt, nüchtern betrachtet, konsequent. Er hat seinen
Plan (die deutliche Ausweitung der Befugnisse seiner
Lokführer-Gewerkschaft), und an diesem hält er stur fest. Deshalb hat
er seine Truppen zu einem neuen, zu einem noch längeren Streik
aufgerufen. Weselskys kann man unbeirrbar nennen, unbelehrbar wäre
der bessere Ausdruck. Denn der Oberlokführer müsste aus dem
bisherigen Verlauf des Tarifpokers eigentlich gelernt haben, dass die
Bahn unter keinen Umständen gewillt ist, ihm das Gewünschte in vollem
Umfang zu gewähren. Er müsste spüren, dass bei den eigenen Leuten der
Rückhalt bröckelt. Und er hat offenbar auch nicht begriffen, dass die
Bundesbürger, die grundsätzlich das Streikrecht als hohes Gut
einschätzen, sich langsam tatsächlich – wie von der Bahn perfide
gepredigt – als „Geisel“ der Lokführer fühlen. Weselsky hat sich
durch seine Verhandlungstaktik in eine Situation manövriert, die es
fast unmöglich macht, noch eine Konsenslösung zu finden. Vielleicht
kann es nur noch eine ohne ihn geben.

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