Die Ärztevertreter sind mit völlig überzogenen
Forderungen in die Honorarverhandlungen gegangen. Elf Prozent mehr –
das mussten die Krankenkassen als Kriegserklärung auffassen und haben
eine ebenso freche Gegenposition aufgebaut, nämlich eine deutliche
Honorarkürzung. Nun sollen die niedergelassenen Ärzte 0,9 Prozent
mehr erhalten, und das Getöse ist groß.
Wenn sich die Kassen- und Ärztevertreter heute nicht doch noch auf
mehr Geld einigen, wird es zu Protesten und vorübergehenden
Praxisschließungen kommen. Damit wird der Honorarstreit auf dem
Rücken der Patienten ausgetragen. Die können sich nicht wehren, wenn
sie am Ende vor einer verschlossenen Praxistür stehen. Mit
maßvolleren Forderungen hätte man so eine Eskalation wohl vermeiden
können.
Dass die Ärzte über die zusätzlichen 300 Millionen Euro sauer
sind, ist nicht nur wegen der geschürten Erwartungen
nachvollziehbar.Es gibt Praxen, die sich kaum mehr finanziell über
Wasser halten können – obwohl die Honorare in den vergangenen Jahren
um mehrere Milliarden Euro gestiegen sind. Aber das ist auch ein
hausgemachtes Problem innerhalb der Ärzteschaft. Nach wie vor sind
die Lohnunterschiede in den einzelnen Fachrichtungen immens. Während
ein Orthopäde im Monat 6344 Euro netto verdient, erhält ein
Psychotherapeut nur 2658 Euro. Zudem gibt es große regionale
Differenzen. Wer in NRW einen Kassenpatienten behandelt, bekommt
weniger Geld als ein Berliner Arzt.
Hier für eine gerechtere Verteilung zu sorgen, ist längst
überfällig. Doch das ist nicht die Aufgabe von Politik oder Kassen,
sondern der ärztlichen Selbstverwaltung. Daran scheitert sie aber
seit Jahren.
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