Das Spiel ist aus. Mit einem niederschmetternden
Ergebnis für Uli Hoeneß. Aber diesmal erschüttert den
Bayern-Präsidenten kein Last-Minute-Tor gegen seinen Verein, sondern
die volle Wucht des Gesetzes. Sicher, die für die Steuermoral der
Deutschen wohl erhebliche Signalwirkung des Urteils hängt auch mit
der – stark polarisierenden – Person des Verurteilten zusammen. Die
wichtigste Botschaft ist freilich nicht, dass Hoeneß hinter Gitter
muss. Sondern, dass der Rechtsstaat gewonnen hat.
Von dem Moment an, da sich ein Scheitern seiner Selbstanzeige
abzeichnete, konnte der 62-Jährige die strafrechtlichen Folgen nur
noch bedingt beeinflussen. Eher schon hätte er den Totalschaden an
seiner Reputation verhindern können. Die erste Chance dazu hatte er
bereits verpasst, als er nicht sofort seine Ämter niederlegte. Die
letzte ließ er vor Gericht aus, indem er das Urteil nicht
akzeptierte. Und damit alle bestätigte, die ihm die Rolle des reuigen
Sünder nie abgenommen haben. Hoeneß blieb der, der er immer war: ein
Schein-Heiliger.
So ließ sich der gern gesehene Talkshow-Gast regelmäßig für
Benefizspiele zugunsten in Not geratener Fußballklubs feiern, während
er auf der anderen Seite für den FC Bayern skrupellos TV-Gelder des
Rechtehändlers Leo Kirch in Höhe von 21 Millionen Euro an der Liga
vorbei schleuste. Und während seines Steuerverfahrens versuchte er
seine Wohltätigkeit gegen seine unfassbar hohen Steuerschulden
aufzurechnen.
Auch alle Versuche, den im Umgang mit Konkurrenten gnadenlosen
Machtmenschen als Opfer einer krankhaften Sucht zu stilisieren,
mussten ins Leere gehen. Steckt doch hinter seiner irrwitzigen
Börsen-Zockerei, in deren Zusammenhang er mit kaum zu überbietendem
Zynismus von „Spielgeld“ sprach, die pure Gier. Was nichts daran
ändert, dass es tragische Züge hat, wie hier jemand das Leben, das er
bisher geführt hat, durch asoziales Verhalten zerstörte.
Wer über den Menschen Hoeneß urteilt, sollte tunlichst sein Umfeld
nicht vergessen. Wie sollte einer Demut lernen, den seine benebelten
Anhänger wie einen Guru vergöttern? Nicht zu vergessen die vielen
Schmeichler aus dem Kreise unserer vermeintlichen Eliten in
Wirtschaft, Politik und auch Medien, die sich im Glanz des
personifizierten FC Bayern sonnten – und sich dabei bis zuletzt nicht
scheuten, das von ihnen propagierte Wertesystem zu verleugnen.
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