Wie bringt man ein ohnehin krisengeschütteltes Land,
das sich ohnehin in einem revolutionären Umbruch befindet, an den
Rand des Kollapses? Man zwingt die amtierende und äußerst fragile
Übergangsregierung zu Massenentlassungen im öffentlichen Sektor, zu
Rentenkürzungen und dazu, die Subventionierung der Gaspreise für die
Bevölkerung zu beenden – weswegen diese Gaspreise um fünfzig Prozent
steigen werden. Die Rosskur, die der Internationale Währungsfonds der
Ukraine jetzt als Auflage für einen Milliardenkredit verordnet hat,
hat das Zeug, das Land vollends in Flammen aufgehen zu lassen. Ja,
die Ukraine braucht dringend Hilfe, um nicht bankrott zu gehen. In
dieser aufgeheizten Stimmung sind die Auflagen des IWF aber einfach
nur eines – das beste Mittel, um radikalen Populisten Aufschwung zu
verleihen und das Land weiter zu destabilisieren.
Und dann ist da ja noch das Kandidatenkarussell für die im Mai
anstehenden Präsidentschaftswahlen. Aussichtsreich sind die
Kandidaturen von Julia Timoschenko und Pjotr Poroschenko, dem
Oligarchen, der seinen Hut demnächst in den Ring werfen will. Beide
entstammen der alten Nomenklatura, gegen die der Maidan gekämpft hat.
Poroschenko gilt zu Recht als Wendehals, Timoschenko wird im Land für
das Scheitern der Orangenen Revolution verantwortlich gemacht, und
ihre öffentlich gewordenen russophoben Gewaltfantasien zeugen nicht
gerade von präsidialer Eignung. Bei beiden Kandidaten fällt es schwer
zu glauben, dass sie das Land einen oder versöhnen könnten. Und
nichts anderes braucht die Ukraine jetzt mehr denn je.
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