Benedikt XVI., der erste deutsche Papst seit 1523,
kommt heute in seine Heimat. Für uns Landsleute ist sein Besuch eine
Ehre. Auch wenn die „Wir sind Papst“ Euphorie nach sechsjährigem
Pontifikat etwas ermattet ist, freut sich eine große Mehrheit der
Menschen, dass „einer von uns“ Oberhaupt der weltumspannenden
Katholischen Kirche ist. Dagegen steht eine kleine, aber laute
Minderheit obskurer Gruppen, die Proteste angekündigt hat. In einer
pluralen, offenen Gesellschaft muss man das hinnehmen und inständig
hoffen, dass die Demonstranten wenigstens Amt und Person Benedikt
XVI. respektieren. Allerdings wird dieses Getöse schon im Vorfeld von
vielen Medien – insbesondere den öffentlich-rechtlichen – dankbar
verbreitet. Motto: Willkommen bei Feinden! Martin Mosebach,
katholischer Autor, Journalist und Büchner-Preisträger, hat
überspitzt gefragt: „Heiliger Vater, warum reisen Sie in ein Land, in
dem Sie erwartet werden von illoyalen Bischöfen,
nationalkirchlich-schismatischen Theologen, von Katholiken, die ihre
Religion nicht kennen, einer zutiefst verständnislosen
Medienöffentlichkeit und von ungezogenen Politikern?“ Eben darum. Der
Papst will sich ja nicht feiern lassen. Er kommt, weil er uns etwas
zu sagen hat. Seiner Kirche, aber auch darüber hinaus, kann der
Besuch verloren gegangene Orientierung zurückgeben. Viele Christen
wollen sich heute gar nicht mehr von Gott erretten lassen, sie
brauchen lediglich Personal für Kindstaufe, Hochzeit oder Begräbnis.
Eine tiefe Glaubenskrise ist in Deutschland in vielen Bereichen des
Lebens zu spüren. Gott ist nicht tot, wird aber in Familien, Schulen
und Medien totgeschwiegen. Aus christlicher Sicht ist der Besuch
Benedikt XVI. ein Segen. Kein anderer kann das Wunder des Glaubens so
verständlich und schön in Worte fassen. Der Auftrag, den Jesus dem
Petrus gab, lautete ja: „Du aber stärke den Glauben Deiner Brüder“
(Lk 22). So ist es nun die Aufgabe seines Nachfolgers auf dem
Höhepunkt der Glaubens- und der Finanzkrise, Bürgern und Politikern
eine Portion Gottvertrauen zurückzugeben. Von dem großen europäischen
Denker Benedikt XVI. dürfen wir heute eine bedeutende Grundsatzrede
im Bundestag erwarten. Vielleicht erinnert er uns daran, dass Europa
eine abendländische Wertegemeinschaft ist, die mit ihren
jüdisch-christlichen Wurzeln mehr bedeutet als eine rein ökonomisch
definierte Euro-Finanzzone. Erstmals spricht ein Papst im Bundestag.
Selbst die UNO-Vollversammlung hat eine Papstrede als höchste Ehre
aufgefasst. Im Bundestag wird er boykottiert. Einige Abgeordnete, vor
allem der Linken, werden wie trotzige Kinder den Raum verlassen
Peinlich für unser Parlament. Deutschland hat den Heiligen Vater
eingeladen. Als guter Gastgeber müssen wir hören wollen, was unser
Gast zu sagen hat. Wer vor Meinungen davonläuft, hat von der
Demokratie nichts verstanden und kann sie auch nicht repräsentieren.
Kurios, dass die gleichen Personen, die dem Oberhaupt von 1,2
Milliarden Katholiken den Respekt versagen, für den greisen
Kommunisten und Menschenschinder Fidel Castro gerne das Jubelspalier
bilden würden. Nein, diese Deutschlandreise ist kein Heimspiel für
den Heiligen Vater, aber er wird von Millionen Christen voller Stolz
und Hoffnung erwartet. Manche Erwartung wächst in den Himmel. Kann
Benedikt den Dialog zwischen Priestern und Laien fördern? Vorsicht,
der Heilige Vater kommt nicht als Moderator, sondern als
Kirchenoberhaupt. Dennoch: Jede Papstreise bringt frischen Wind in
die Ortskirche. Gut, auch wenn ein Schnupfen die Folge sein kann.
Benedikts Besuch rückt den Glauben wenigstens kurzfristig ins
Scheinwerferlicht. Der Papst sucht, nutzt und besetzt den
öffentlichen Raum, nicht um sich zu präsentieren, sondern um ihn für
den Glauben zurückzuerobern. Auch im romfeindlichen England wurde der
kritisch beäugte Papst erst nur mit kühlem Respekt begrüßt und
schließlich von den Briten bejubelt. Er kam, sprach und siegte. Der
Rest der Welt staunte. So möge es auch in den nächsten Tagen in
Deutschland sein. Herzlich Willkommen bei Freunden, Heiliger Vater!
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