NRZ: Die Belheims – gefragter denn je – Kommentar zur Rückkehr der Rentner in den Beruf von Michael Minholz

Zur Meldung aus dem Hause Otto, 1000 Ruheständler in
den Betrieb zurückzuholen, kann man eigentlich nur sagen: Find ich
gut! Es geht bei dieser Rückrufaktion der etwas anderen Art um
knochentrockene demografische und betriebswirtschaftliche Fakten. Die
besagen, in Kurzform, zweierlei: Es fehlen in Deutschland zum einen
Tausende Fachkräfte. Und es gibt zum anderen immer weniger junge
Menschen, die in die Rentenkasse der Älteren einzahlen. Der Prozess
der Vergreisung unserer Gesellschaft scheint vorerst nicht umkehrbar.
Umso wichtiger, dass adäquate Antworten gefunden werden, wie die sich
daraus ergebenden Probleme zu lösen sind. Für die Wirtschaft könnte
das bedeuten: Das Bellheim-Phänomen wird zur Regel. Das neuerliche
Engagement der „Silver Ager“, für das sich Firmen zunehmend
interessieren, hat durchaus Charme. Ältere Mitarbeiter haben, zumal
wenn sie in ihr früheres Unternehmen zurückkehren, einen großen
Erfahrungsschatz zu bieten. Sie sind verlässlich und loyal, sie
bringen, sofern sie vernünftig eingesetzt werden, die nötige
Gelassenheit und fachliche Routine mit, denn sie haben vermutlich
jeden möglichen Fehler im Laufe ihrer Karriere schon einmal begangen.
Davon können auch jüngere Kollegen profitieren. Es sind allerdings
flexible Arbeitszeitmodelle vonnöten, um die gute Idee praktikabel
werden zu lassen. Der Druck in der Arbeitswelt steigt Jahr um Jahr.
So viel Anforderung kostet auf Dauer Kraft. Der Ansatz der Ottolaner,
die Rentner projektbezogen und für höchstens 50 Tage pro Jahr
einzustellen, geht in die richtige Richtung. Teilzeitmodelle sollten
für alle älteren Beschäftigten ohnehin zur Regel werden. Viele
Arbeitnehmer flüchten ja nicht in die Rente, weil sie den Job nicht
mehr mögen – sie schaffen einfach das verlangte Pensum nicht mehr.
Der Einsatz der Alten darf jedoch nicht dazu führen, dass
Generationen gegeneinander ausgespielt werden. Wir haben immer noch
viel zu viele (junge) Menschen, die verzweifelt Arbeit suchen und
durchaus den Eindruck gewinnen, dass Senioren, die nicht loslassen
wollen, ihnen die Zukunft verbauen.

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